Bin jetzt seit letzten Sonntag in Sokodé. Vorweg zur Info: Das Internet hier im Cyber-Café laeuft generell extrem langsam, in meine e-mails komm’ ich zum Teil gar nicht rein, und oefters mal reisst die Verbindung wegen fast taeglicher Stromausfaelle ab.
Zur Erklaerung, was es mit der Ueberschrift « Transnational Space Sokodé-Munich» auf sich hat: In migrationswissenschaftlichen Uni-Seminaren geht es ja oefters mal um sogenannte « transnationale Raeume », die durch Migration zwischen den Herkunfts- und Ziellaendern geschaffen werden. Nun, hier in Sokodé schaut’s ganz konkret so aus, dass ich taeglich Leute treffe, die entweder Angehoerige in Deutschland haben oder die selber schon mal in dort gelebt haben – es ist schon erstaunlich, wie viele Leute hier zumindest ein bisschen Deutsch koennen. Von den « Zurueckgekehrten » sind die wenigsten, mit denen ich gesprochen habe, freiwillig wieder hier, sondern sie wurden abgeschoben. Verdammte Scheisse! Einer war nach seiner Abschiebung erstmal laengere Zeit im Knast, ein anderer ist hier gar nicht mehr recht auf die Fuesse gekommen und psychisch durchgeknallt. Gleichzeitig trauemen viele junge Leute hier davon, in Deutschland studieren zu koennen – ich verbringe nicht wenig Zeit damit, hier mein Wissen ueber deutsches Migrations(verhinderungs)recht sowie meine leider noch viel zu rudimentaeren Kenntnisse ueber die Bedingungen fuer die Vergabe von StudentInnen-Visa zum besten zu geben.
Meine Fotosammlung von Antira-Aktionen der letzten Jahre, die die FreundInnen von JOG Muenchen netterweise fuer mich gemacht haben, ist hier ein grosser Renner. Die Leute finden’s voll super und ermutigend zu sehen, dass in Europa Leute wie wir gegen Abschiebungen und fuer Bleiberecht kaempfen. Zumal ja gerade auch einige Leute, die selber aus Sokodé kommen – insbesondere die « Association des Femmes Togolaises en Allemagne » – eine tragender Rolle in den muenchner Bleiberechtskaempfen gespielt haben. Ich hab’ auch schon einige Verwandte von togoischen FreundInnen aus Muenchen hier angetroffen.
Insgesammt sind einige Leute hier voll nett zu mir. Einer, der zur Zeit mit in dem Haus wohnt, wo ich untergebracht bin, hat sich jeden Tag drum gekuemmert, mich herumzufuehren, mir bei Erledigungen behilflich zu sein, drauf zu schauen, dass ich nicht unnoetig viel Geld loswerde (als weisser Europaer zahlt man mitunter schonmal einen Aufpreis, wenn man sich nicht auskennt…). Seit ich hier bin, wurde ich jeden Abend zum Essen eingeladen.
Vielerlei vermeintliche Selbstverstaendlichkeiten, die ich von zu Hause kenne, kann ich mir hier getrost abschminken: Das Vorhandensein von fliessendem Wasser und Klos mit Spuelung, die Moeglichkeit, von meinem deutschen Konto Geld abzuheben (Meinem Freund Matthias Weinzierl und Western Union sei Dank hab’ ich momentan trotzdem keine akuten Geldprobleme…), das Warenangebot eines Supermarktes, schnelle und jederzeit funktionierende Internetverbindung…
Der Beginn der Schule wurde uebrigens in Folge der Ueberschwemmungen um zwei Wochen nach hinten verschoben, das heisst, ich hab’ noch bis 6. Oktober frei.
Morgen fahre ich uebers Wochenende mit Leuten zum Alpha Blondy Konzert nach Lomé.