Ich hab’ in den letzten Tagen Leute von der Initiative “école pour tous (Schule für alle)” kennengelernt – diese Leute machen echt ‘ne coole Arbeit hier in der Gegend. Wie der Name besagt, ist ein Hauptanliegen, dass alle Kids – gerade auch Mädchen – ‘ne Schulbildung kriegen. Ein Teil der Arbeit besteht darin, für Familien, die sich das Schulgeld nicht leisten können (das zwingt ansonsten viele Kids aus Familien, die kein Geld haben, die Schule abzubrechen), die Kosten aufzubringen. Mit Sensibilisierungskampagnen, gerade auch auf den Dörfern, appelliert die Initiative an die Familien, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Gerade viele Mädchen sind damit konfrontiert, dass ihre Schulbildung nicht als wichtig angesehen wird. Sie werden stattdessen für allerlei Arbeiten zu Hause herangezogen oder müssen auf dem Markt bzw. auf der Straße Sachen verkaufen und Geld ranschaffen. Abgesehen davon wird von vielen Leuten die wesentliche Bestimmung von Mädchen darin gesehen, möglichst bald zu Heiraten und für Mann und Familie zu rödeln. Für nicht wenige Mädchen scheitert die Schule daran, dass sie mit 14 oder 15 (zwangs)verheiratet werden. Gegen solche Zustände treten die Leute von “école pour tous” ein für das Recht von Mädchen auf Schulbildung und Schulabschluss. Ein anderer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist der Kampf gegen Kinderhandel. Denn hier in Togo – gerade auch in der Region Sokodé – kommt es öfters vor, dass Leute ihre Kinder an Drecksschweine von Kinderhändlern (sog. “Ouagas”) verkaufen, die die Kids in andere westafrikanische Länder, zum Beispiel nach Nigeria oder Gabun, verschleppen. Dort werden sie als billige ArbeitssklavInnen u.a. in der Feldarbeit oder in privaten Haushalten ausgebeutet. Mädchen werden oft auch zu Prostitution gezwungen. Misshandlung und Gewalt gegen die verschleppten Kinder ist an der Tagesordnung. Den zumeist armen Familien werden irreale Versprechungen gemacht, ihr Kind würde im Ausland vorzügliches Geld verdienen. Um dem Kinderhandel entgegenzuwirken, fahren die “école pour tous”-Leute zu Aufklärungskampagnen in der ganzen Gegend herum. Dabei arbeiten sie ganz viel mit Theater, Tanz und Musik. Ich hatte gestern die vorzügliche Gelegenheit, bei einer Probe-Session für einen Sketch gegen Kinderhandel dabei zu sein, der nächsten Samstag bei ‘ner Veranstaltung vorgeführt werden soll. Die Theater-Combo sind ungefähr 15 – 20 Kinder und Jugendliche, die meisten Mädchen. Ich war schwer beeindruckt, die haben’s echt drauf! War auch lustig, zum Ausklang der Probe mit denen gemeinsam abzudancen.
Leider sind die Mittel, die die Initiative zur Verfügung hat, sehr begrenzt: Für Fahrten zu Kampagnen auf den Dörfern müssen sich die Leute ein “Taxi Moto (Motorradtaxi)” schnappen, Arbeiten am Computer müssen mangels eigener Geräte im Internet-Café erledigt werden und das Geld für diese Sachen ist stets knapp.
Was echt cool ist: Die “école pour tous”- Leute haben echt Bock, mit uns gemeinsam Abschiebungen und die Situation der Abgeschobenen in Togo zum Thema zu machen. Sie wollen dafür eine extra Veranstaltung mit Liedern, Gedichten und Sketchen vorbereiten. Der Freund, der mit mir gemeinsam hier im Haus wohnt, hat dafür schon ein paar Textideen vorbereitet. Yeah, things get movin’!