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Leben ohne Angst – JOG Sachsen

Motiviert von der Teilnahme an der JOG-Konferenz in Nürnberg, fanden wir Jugendlichen uns im Dezember 2006 zu einer eigenen JOG-Gruppe zusammen. Von Anfang an trafen wir uns 14-tägig im Haus Alma.

Im ersten Quartal 2007 suchte die Gruppe dann nach Möglichkeiten sich und ihre Arbeit zu finanzieren. Bei einer Recherche im Internet fanden wir u.a. die Seite der Rosa-Luxemburg-Stiftung und stellten daraufhin einen Antrag auf finanzielle Unterstützung, um unsere Gruppenarbeit politisch aktiv gestalten zu können.

Die ersten Aktivitäten waren zu diesem Zeitpunkt die intensive Auseinandersetzung mit der Bleiberechtsregelung der Innenministerkonferenz (IMK) vom November 2006. In einem Workshop bei einem Treffen der LOA-Gruppe informierte uns eine Mitarbeiterin des Sächsischen Flüchtlingsrates (SFR) ausführlich über deren Inhalt und erklärte wichtige Zusammenhänge. Im Anschluss daran gestalteten wir Jugendlichen, gemeinsam mit den Mitarbeitern des SFR, eine Informationsveranstaltung zum Bleiberecht für Flüchtlinge in einem Asylbewerberheim. Viele der Jugendlichen, ihre Familien und deren Bekannte fielen jedoch nicht unter diese Regelung bzw. erfüllten nicht die hochangelegten Kriterien.

Im Februar 2007 wurden wir als neu gegründete JOG-Gruppe bei einem Vernetzungstreffen gefragt, ob wir bereit wären die 5. bundesweite Jugendkonferenz in Sachsen zu organisieren. Diese sollte etwas Besonderes werden und ein Zeichen setzen, da zum ersten Mal eine solche Konferenz in den neuen Bundesländern stattfinden würde. Wir baten den Sächsischen Flüchtlingsrat um Unterstützung und nahmen die Herausforderung an im Herbst 2007 die 5. JOG-Konferenz auszurichten.

Hierfür wurden im Laufe des Jahres auch mehrere Vernetzungstreffen der JOG-Gruppen genutzt, um gemeinsame Absprachen zu treffen und Vorarbeiten zu leisten. Verbunden waren diese Treffen teilweise auch mit Aktionen gegen weitere Verschärfungen in den zu erwartenden Änderungen im Zuwanderungsgesetz und Forderungen nach einem umfangreicheren, gesetzlichen Bleiberecht für alle. So fanden beispielsweise auf dem Vernetzungstreffen vom 30.05.-01.06.07 in Berlin Aktionen und Demonstration anlässlich der Innenministerkonferenz statt. Anschließend nahmen wir an den Workshops und Demonstrationen auf dem G 8 Gipfel in Rostock teil. Zum letzten Vernetzungstreffen vor der Konferenz im September luden wir dann nach Sachsen ein. Auch hier nutzten wir die Zeit, um in Chemnitz mit einer Aktion an der 1. Friedensmeile teilzunehmen und die Jugendlichen aus den anderen Bundesländern einzubeziehen. Hierbei ging es vor allem darum die Aufmerksamkeit auf die Kriegs- und Krisengebiete in der Welt zu lenken und dass wir als jugendliche Flüchtlinge gerade aus diesen Ländern kommen. Ferner fuhren wir zu Vernetzungstreffen in Hanau und Kiel.

Vom 14.-17.09.2007 fand als Höhepunkt unseres Jahres in Dresden die 5. JOG-Konferenz unter dem Motto „Wir sind die Zukunft – Wir bleiben hier!“ statt. Ca. 60 Jugendliche aus verschiedenen Bundesländern trafen sich dazu.

Inzwischen waren die Änderungen im Zuwanderungsgesetz beschlossen und so wurde auf der Konferenz durch Herrn Volker Maria Hügel die neue rechtliche Lage, deren Möglichkeiten und Probleme genauer erläutert.

Weiterhin wurden Workshops zu verschiedenen Themen wie Pressearbeit, Internetgestaltung für JOG-Gruppen, Vorbereitung der Theateraktion, ein Workshop über die Verbesserung der Lebensbedingungen für Asylbewerber und Geduldete und ein Workshop über UNO-Kinderrechte und Legalisierungen durchgeführt.

Am Sonntag fand dann eine öffentlich wirksame Theateraktion auf dem Schlossplatz in Dresden statt, die zeigen sollte wie die Lebenswirklichkeit von Flüchtlingen in Deutschland aussieht. Den Abschluss der Konferenz bildete am Montag schließlich ein Besuch im Sächsischen Innenministerium. Dort führte eine Delegation Jugendlicher, zusammen mit jeweils einem Vertreter von Pro Asyl und SFR, ein Gespräch mit Herrn Bey, dem zuständigen Mitarbeiter für Ausländer- und Asylangelegenheiten. Neben den, während der Konferenz erarbeiteten Forderungen an die Politik, wurde dem Innenministerium auch die „Goldene Sardinenbüchse“ als Symbol für die schlechten Unterbringungsbedingungen für Asylbewerber und Geduldete in Sachsen überreicht und entsprechende Verbesserungen angemahnt.

Die Konferenz war für uns Jugendliche ein großer Erfolg und ein wichtiger Teil unserer Arbeit.

Im Laufe des Jahres fanden aber noch weitere Veranstaltungen unserer JOG- Gruppe statt. Im Juli und September stellten wir jeweils zu einem Projekttag in einem Freiwilligen sozialen Jahr sowie in einem Beruflichen Schulzentrum mit je 30-40 Jugendlichen unsere Arbeit vor und berichteten von unseren Lebenssituationen. Im August waren wir mit einem Stand bei einem Straßenfest eines Vereins alternativer Jugendlicher in Chemnitz (Verein zur Wiederbelebung kulturellen Brachlandes) vertreten. Ebenso im September, wo wir, außer auf der Chemnitzer Friedensmeile, noch einen Informationsstand zur Eröffnungsveranstaltung der Interkulturellen Woche in Chemnitz betreuten. Eingeladen waren wir auch zu einer Diskussionsrunde von Pax Christi in Dresden und nahmen an einer symbolischen Dampferfahrt „Das Schiff ist noch lange nicht voll“ auf der Elbe teil. Anlässlich des Tags des Flüchtlings initiierten wir auch eine Lesung mit dem jungen Buchautor Umeswaran Arunagirinathan, der als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus Sri Lanka nach Deutschland kam. Im Kinder- und Jugendhaus Haus Alma führten wir einen Workshop „Alle anders – alle gleich“ mit deutschen Kindern und Jugendlichen über die Lebensbedingungen von Flüchtlingen durch.

Des Weiteren trafen sich im Oktober verschiedenste sächsische Initiativen, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Sachsen einsetzen. Unter dem Namen „Und wer bestimmt ihr Leben?“ wurden verschiedenste Aktionen für Dezember und das kommende Jahr zur Durchsetzung von Bargeld statt Sachleistungen und für mehr dezentrale Unterbringung in Wohnungen als in Asylbewerberheimen gemeinsam geplant. Auch wir waren und sind daran beteiligt.

Am letzten Vernetzungstreffen in 2007, welches anlässlich der Innenministerkonferenz wiederum in Berlin durchgeführt wurde, nahmen wir teil und demonstrierten am 06. Dezember mit.

Im Dezember fand außerdem ein Libanesischer Länderabend, der gemeinsam mit der AG In-und Ausländer organisiert wurde sowie ein interkulturelles Jahresabschlussbowlen statt.

Im Laufe des Jahres 2007 konnten wir unsere Gruppe und ihre Aktivitäten auch in mehreren Zeitungsartikeln veröffentlichen. Es erschien eine bundesweite Zeitung der Gruppen Jugendliche ohne Grenzen „hiergeblieben!“ in welcher ein Mitglied unserer Gruppe ihre Lebenssituation darstellte. Vor der Konferenz erschienen eine Presseerklärung sowie ein weiterer Bericht über zwei Jugendliche von uns in der Freien Presse. In einem kleineren Anzeigenblatt erschien ein Foto von uns, dass während der Eröffnungsveranstaltung der Interkulturellen Wochen in Chemnitz aufgenommen wurde. Im gemeinsamen Heft der Flüchtlingsräte wurde über unsere Gruppe und die Konferenz berichtet.

Mehrere Radiointerviews wurden durch uns Jugendliche geführt (über BBC und einige regionale Radiosender). Über die Jugendkonferenz wurde eine 12-minütige Dokumentation sowie ein 4-minütiger Kurzfilm entwickelt und derzeit wird noch ein Dokumentationsheft erstellt.

Eine gemeinsame Internetseite der bundesweiten JOG-Gruppen wurde entwickelt (www.jogspace.net), wobei jede der Gruppen noch einmal mit einer eigenen Seite vertreten sein wird. Die sächsische Seite ist derzeit noch in Bearbeitung. Hierzu ist auch noch mal ein Vernetzungstreffen geplant, indem die wesentlichen Fähigkeiten vermittelt werden sollen.

Unsere Gruppe hat derzeit 17 Mitglieder in ganz Sachsen. Innerhalb des Jahres kamen immer wieder neue Jugendliche dazu, andere gingen aus der Gruppe weg. Ein wichtiges Ziel für das kommende Jahr ist für uns die weitere Mitgliederfindung in ganz Sachsen, um weiterhin als Gruppe aktiv zu bleiben und noch wirksamer für unsere Rechte zu kämpfen.

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Das ist die Angst, meine Familie durch die Abschiebung zu verlieren. Abschiebung bedutet: Familientrennung, Folter und sorgt für Albträume. - by morgenröte

Jugendliche ohne Grenzen